Sunday, June 19, 2011

Von Maennern und Vaetern und viel Gefuehl...Klaus Hoffmann in Berlin, eine Begegnung mit Susanne Nielsen


"Im kaeltesten Winter seit siebzehn, seit siebzehn..." sang einmal die Chanconette Joana, und in einem solchen Winter , in Berlin, begegnete ich unlaengst meinem Idol aus Studentenzeiten, dem Saenger Klaus Hoffmann. Diesmal nicht auf der grossen Buehne, wo er nach wie vor mit seiner Energie und gewissem Timbre in der Stimme die Maedels jeden Alters ( zunehmend aber in seinem, also nicht ganz so frisch wie ehedem) zu begeistern versteht, im intimen Interieur der Bar Jeder Vernunft. Und natuerlich ist die Stadt fuer Hoffmann sein zuhause nach der Show. Berlin, inzwischen wieder vereint, die Menschen jetzt mehr ohne "Brett vorm Kopp" wie er frueher sang, immernoch ein grosses Dorf irgendwie, nachbarschaftlich und menschlich im Umgang, keine echte Metropole wie Paris oder London. Berlin halt, mit "ikke" und "Dir" statt "Dich", det kann der Hoffmann ooch, viel Zille im Gemuet. Und doch kann er auch den Brel, den wuetendenden, passionierten Belgier, der sagte, noch bevor er an Krebs viel zu frueh starb:  " Wer Brel liebt, haelt jetzt den Mund". Aber er tut's nicht, der Hoffmann, singt und textet, gibt ganze Abende als Brel, und wenn diese Rolle nicht passt, dann eben etwas anderes.
 "Verlass mich nicht" singt er, das Publikum saugt sich fest, manche mit ein wenig zuviel von der Bar, ein bischen zu laut, das liebt er nicht, der Schauspieler, der im Mittelpunkt , im Scheinwerferlicht steht, aber dies nicht gern zu teilen scheint. Seine Musiker ( diesmal  wieder sein einmaliger,wunderbare Hawo Bleich, Pianist, der mit zwei Instrumenten gleichzeitig weit mehr leistet als eine ganze Band. Was waere der Star ohne die, die ihn dazu machen? Sie sieht der Scheinwerfer nicht genug.  Hoffmann steht schon lange im Licht.
Zuerst war es die Kamera, die sein Weg haette sein koennen, aber auch die Schrifstellerei, wie z.B. seine autobiographischer Roman, eine Reise durch ein karges und fernes Land.
Mit "Die Neuen Leiden des Jungen W." war er vor gut 30 Jahren auf der Kinoleinwand, 1979 hatte er sich Brels Lieder zu eigenen gemacht, und immernoch "gibt" er den Brel heute,  einen ganzen Brel- Abend, den letzten Auftritt perfekt inszeniert, auf  Deutsch in Monologen und  Gesang,  eigentlich wieder Schauspielerei, das betont er.
Der Abend in Bar Jeder Vernunft ist eine Art Biografie, die er mit Erzaehlungen, Gesang und immer wieder gesprochenen Ueberleitungen manchmal direkt oder in eine erfundene Historie fuehren, Nachkrieg und Nachwirkung, Rebellion und Wiederkehr. Irgendwann findet jeder einen Weg. jedenfalls ist es ein Zug durch die Kindheit und das Erwachsenwerden.  Man selbst zieht Parallelen, sollte sich aber fallen lassen, mittraeumen, denn es ist ein Mythos, der hier gesponnen wird. Den braucht man, wenn man schon so weit ist, dass die Enttaeuschungen deutlich werden. Hoffmann spielt mit Worten und laesst sich nicht gern auf Erklaerungen ein. Das sei doch schon alles mit den Liedern erzaehlt. Eigentlich hat er recht, die Illusion ist immer besser.  

                                 Nach der Show in der Garderobe Hoffmann im Gespraech mit Susanne Nielsen
 Von Hoffmann gibt es allerhand aus vielen Jahren zu hoeren, sein Publikum verlangt danach. Immer ist da der Griff nach den alten Liedern. Am  Schluss will man sie nochmal Revue passieren lassen, schaut nostalgisch nach den siebziger Jahren, nach der eigenen gelebten Freiheit, und dann zieht Hoffmann uns mit, in die freche Szene Berlins , die in Bar Jeder Vernunft und dem schwesternzelt, Tippi am Kanzleramt und Kleinkunststaetten allgemein,  noch 2010 zu finden ist.  
Hoffmann laesst seine Katharina nach den Sternen greifen, laesst Gerda tanzen und singt Liebeslieder an seine Stadt, Berlin. Er kann den Blick auf einen Morgen richten, auf die Marktweiberlein, auf einen Boxer oder auch tief ins Salambo. Bar Jeder Vernunft ist ein Stueck Berlin, ein unbedingtes Anlaufziel in dieser Stadt. Hoffmann und seine Musik auch.

www.bar-jeder-vernunft.de  Cabaret – Theater – Restaurant
Schaperstr. 24, 10719 Berlin,
Kassenöffnungszeiten: Mo - Sa 12.00 - 18.30 Uhr
So und Feiertag 15.00 - 17.30 Uhr, Abendkasse Mo-Sa ab 18.30 Uhr, sonntags ab 17.30 Uhr , 030-8831582
Wer Klaus Hoffmann noch nicht kennt, der sollte es per  www.youtube.com:
Weil Du nicht bist wie alle andern

Blinde Katharina: 

Gerda: 

Die Maenner meiner Mutter: 

Geh nicht fort von Mir

Salambo: 

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