Sunday, June 5, 2011

Kulturspiegel: KINO,KINO Juni 2011

Kulturspiegel Juni 2011
KINOKINOKINO: Was gibt's Neues im Kino? Susanne Nielsen hat sich  umgesehen.
Kung Fu Panda 2: Da schwingt sich der grosse Panda wieder durch die Chinesischen Luefte, diesmal ist sein Gegner ein machthungriger weisser Pfau. Herrlich in 3-D ( mit und ohne Kinderbegleitung sehenswert!) praesentiert, kann man in diesem Film mehrere Stunden von der Welt da draussen, von Hitze und Feuchtigkeit, die in Florida wieder auf Hochtouren laufen, ins ferne und natuerlich bilderbuchschoene China entfliehen und, wie in ein Maerchen, in diese Welt von Gut und Boese hineintauchen.  Was der Beginn des Filmes als Papierpuppenspiel einleitet, das entwickelt sich bis in den Zuschauersaal vor die eigene Nase in 3-D und verfolgt man mit Staunen bis zum Happy End, das auf einen weiteren Teil 3 hoffen laesst.  Po, der grosse Pandabaer entdeckt seinen wahren Ursprung, und - man staune - erfaehrt dabei, dass sein eigentlicher Vater nicht die Gans ist, die ihn liebevoll grossgezogen hat. Die Landschaften, Farben und besonders die Kapriolen, die der Pfau mit seiner Federpacht, einem Faecher gleich, als Tanz vollfuert, sind ein Balletzauber, der diesen Film zum neuen Mass aller Animationskunst , einer Kunst eben, erhebt!

In den letzten Jahren war Paris vor allem im Titel vieler dort gedrehter Filme ein Magnet fuer alle, die diese Stadt lieben. Mit einem Besuch im Kino wollte man unzaehlige mit dieser Stadt verbundenen Erinnerungen aufleben lassen.
Eine solche Reminiszenz hat Woody Allen, Meister der Darstellung komplizierter Grossstadtgeschichten,  mit seinem neuesten Film "Midnight in Paris" geschaffen. Der Film beginnt mit den schoensten Bildern der Stadt, zu Allens Lieblingsmusik aus der amerikanischen Moderne der 20er und 30er Jahre, mit der der Jazzklarinettist in vielen seiner Filme die Stimmung schafft. Man erinnere sich an seinen schwarzweiss-Film "Manhattan", in dem er mit einem zu Geshwin"s Rhapsody in Blue gesetzten Feuerwerk ein Erlebnis schafft, das farbiger nicht haette sein koennen. Auch in Manhattan geht es um Kunst, ging es um die grosse Cezanneausstellung im Metropolitan Museum. Allen laesst seinen Protagonisten, damals von ihm selbst dargestellt seine Monologe um Kunst und Liebe spinnen. Es sind Betrachtungen der leuchtenden Aepfel und Apfelsinen des franzoesischen Malers, der die Moderne eingeleitet hat. Allens Film-Muse war damals eine sehr junge Mariel Hemmingway , Enkelin des beruehmten Schriftstellers.
Auch in Midnight in Paris geht es um wieder franzoesiche Kunst, um Nostalgie fuer das fruehe 20.Jahrhundert und natuerlich um wahre ( und unwahre) Liebe. Allens Protagonist, wunderbar von Owen Wilson mit der staunenden Kinderblick gespielt, wandert durch Paris in der Hoffnung eine Antwort auf seine Lebensfragen zu finden. Soll er seinen  Ambitionen folgen, einen ernsten Roman zu schreiben, oder soll er weiterhin seichte Filmmanuskripte  herausbringen, die seiner Verlobten weiterhin ihren gewohnten Luxuslebensstil erhalten. Als hilfreichen Fingerzeig scheint das  Zusammentreffen mit den zukuenftigen Schwiegereltern zu sein.   Shopping und Dekorieren als Freizeitbeschaeftigung werden von einer Zufallsbegegnung mit  einem befreundeten Paar fuer Wilson bald zum Alptraum.  Tagsueber wird nun ein Mamutkulturprogramm absolviert.  Der befreundete Mann entpuppt sich als alles wissenden Kulturkenner, der allen anderen seine Expertise aufzwingt und damit auch fuer die von Carla Bruni (Model, Popsaengerin und seit einigen Jahren Ehefrau des franzoesischen Praesidenten) gespielte Fremdenfuehrerin im Rodinmuseum.
Aber dann wandert der Schriftsteller durchs naechtliche Paris und entdeckt eine Parallelwelt, in der er seine Antworten findet. Woody Allen hat seine Idole in Literatur, in Kunst und Musik auferstehen lassen, und macht damit unsere Parisreise nicht nur zum Geschichten, sondern auch zum amuesanten Geschichtserlebnis.

X-Men: First Class  mag fuer die Freunde des Phantasy- Kinogenre DER Film des Sommers sein, er hat auch sprachlich einen Bezug zu unserer deutschen Sprache. Dies, wie viele der Filme, die in den letzten Jahren eher Vorgeschichten erfolgreicher Filme brachten, StarWars machte den Anfang damit, wie auch mit der Digitalvorfuehr- bzw Produktiostechnik, ist wieder eine Geschichte, die uns erklaert, warum unsere X-Men zu dem und denen geworden sind, die wir schon kennen und verehren. Voller Actionszenen, wundersamen und wunderbaren Veraenderungen der Figuren, von Blau bis aesserst  Fell-bewachsen, ist dies eine spannende Story, die uns animiert, die alten Filme in Folge noch einmal anzuschauen. Eine Einleitung zum DVD Sommerprogramm fuer zuhause. Nicht vergessen, echt Amerikanisch, Popcorn mit Salz, nicht wie in Deutschland oft mit Zucker, zu besorgen.  
POM Wonderful Presents The Greatest Movie Ever Sold heisst der neue Dokumentarfilm zum Thema Marketing - Verkauf, der nicht nur das Thema beleuchtet, er IST das Thema, eine einzige lange Werbekampagne, die dokumentiert und begleitend gefilmt, die eigentliche Story ergibt. Der Hauptdarsteller wurde dereinst mit dem Film Supersize Me bekannt, denn er ass ein ganzes Jahrlang nur fastfood von einem bestimmten Hersteller. Nach und nach dokumentiert er seinen Verfall, bezieht den Rat und Diagnosen seines Arztes mit ein und versucht auch den Betrachter dieser Entwicklung davon zu ueberzeugen, dass ein solcher Lebesstikl zwischen no exercise und fast food zum sicheren Fruehtod beitraegt.
Nun aber will er eco-friendly ( also umweltfreundliche) Produkte verkaufen und zieht mit seinem Kamerateam von Firma zu Firma, wo er das Erlebte digital aufnimmt. Er und wir lernen, Umweltfreundliches ist teuer, und dahinter steht nicht unbedingt der Laborversuch, sondern vor allem eine sehr gut funktionierende Marketingabteilung und Chefin ( besorgt wie eine Mutter um Ihre Marke POMWonderful - mehr Granatapfelsaft als alle anderen Marken, jawohl!). Dass natuerlich dem Filmregisseur Auflagen en masse gemacht werden, schafft eine Abhaengigkeit, die den Film und seinen Macher so einschraenken, dass ihn , als er sich nicht in die Karten gucken laesst, auch am Ende des Films schreiben laesst, dass er noch ohne das erwartete Geld (im Falle des Hauptsponsors eine Million) dasteht.
Der Film ist ein Aha-Erlebnis, aber eigentlich wussten wir das schon laengst, wenn auch schon der Facebookfreund einem Werbung ins Haus schickt: Du bekommst einen ...., wenn Du erstmal Folgendes an  zwanzig Deiner Freunde weiterschickst!  " Branding" nennt sich diese forcierte Aufzwingen von Markenprodukten. Jetzt konnten es alle wissen, vorrausgesetzt sie kaufen eine kinokarte und sehen sich Pom Wonderful Presents The greatest Movie Ever Sold an. Na toll!

Grosses Thema: Heiraten: Selten (so) gelacht?! Bei The Hangover Part II fragt man sich ob den netten Jungs nicht aufgefallen ist, dass einer von ihnen den anderen immer etwas in den saft kippt und man dann wirklich tief im in der Tinte steckt. Ein drittemal wird es hoffentlich nicht passieren. Gleich zweimal, naemlich, fuehrt es zu kleinen und grossen Disastern, die recht dramatisch zu sein scheinen. Und immer ist ein grosses oder kleines Tier mit von der Partie, diesmal ein Affe, der einer besonderen Arbeit nachgeht. Was sehr schlimm beginnt, der Bruder der zukuenftigen scheint nach der wilden Bachelorparty unauffindbar aufgefressen von der Grossstadt Bangkok, setzt sich fort mit einer Jagd durch die oft sehr freizuegigen Hinterzimmer, scheint ganz verworren und entwickelt doch zu einem ertreaglichen Happy End.  
Lachen faellt dagegen leichter bei  Bridesmaids, bei dem es um zwei Freundinnen geht, die zusammen die Hochzeitsvorbereitungen und auch das Event der eigentlichen Eheschliessung durchmachen. All dies stellt mal wieder im Kontrastprogramm von arm-Bohemien und reich-zu viel Luxus, die Freundschaft zwischen den Frauen auf eine grosse Probe. Man findet sich in die Situationskomik, die die Damen schon zur Genuege im Samstagsfernsehen der Saturday Night Live Show erprobt habe, leicht hinein. Geht es doch um die mit solchen Unterschieden a la Pignalion verbundenen Konsequenzen. Was, wenn die arme Freundin alle zum Besuch eines presiguenstigen Lokals einlaedt und sie alle beim anscliessenden Besuch der Brautkleidboutique gerade waehrend der Anprobe dieser weissen und pastellfarbenen Luxuskleider mit den Folgen ihrer Lebensmittelvergiftung zu kaempfen haben? Am Ende mag man ein bisschen mehr Verstaendnis fuer einander gewonnen haben, aber reich und gluecklich ( verheiratet) ist doch besser als arm und single...
Jumping the Broom ist ein weiterer Hochzeitsfilm, dessen Ironische Seite von einem eher verhaltenen und auf politische Korrektheit gedrillten Publikum in den USA fast nicht zur Kenntnis genommen wird, ist eigentlich keine Komoedie. Obwohl hier wieder die geschcihte um arm und reich geht, sind es farbige Hauptdarsteller , die hier die beiden Familien des Brautpaares  spielen. Die Mutter des Braeutigams ist Postangestellte in New York City, die Familie der Braut gehoert zu den reichen der Hamptons, mit Villa und einer Horde von weissem Personal. Die Hochzeitsplanerin versucht sich muehsam in die Welt der reichen African-Americans einzufinden. Hier passt keiner zum anderen, und so manche ausgegrabene Wahrheit trennt noch mehr. Klar, dass die Vergangenheit mitschwingt und die dieser verbundenen Tradition weit naeher stehende, bodenstaendige Postbeamtin bringt dann auch den symbolbeladenen Besen mit in die Hamptons, ueber den das junge Paar nach alter Sklaventradition springen muss, wenn es die Schwelle der Ehe  ueberschreiten will. Damit laessen endlich alle Beteiligten ihre unliebsame Vergangenheit hinter sich.
Piraten ziehen in die Bucht, so heisst es jeden Fruehling, wenn Floridas Westkueste sich in einen grossen Piratenzug verwandelt und Karneval, aehnlich wie in New Orleans, von dem Piratenmotto gefangen genommen wird. Johnny Depp, mit dem Disney der tollste Schauspielercoup seit Jahren geglueckt ist, hat mit dem neuesten Film: Pirates On Stranger Tides, der Disneyattraktion entlehnt, seinen Typus gefunden. Ein schon zur Ikone gewordener Pirat, mit dunkelumrahmten Augen,  findet Depp diesmal eine seiner schoenen Damen (Penelope Cruz) wieder, die nicht gefuegig ist, und ihn nachahmt und mit dem Saebel umgeht, als sei sie damit grossgeworden. Ein Spass fuer alle , die danach vielleicht auch mal rueberfahren zur Maus nach Orlando. Da natuerlich gehoert er hin, in die Pirates of the Caribbeanattraktion,  im grossen Disneypark.
Wer den Film "Conspiracy" von Robert Redford , bei dem es um das von einer Gruppe geplanten Attentat auf Praesident Lincoln geht, noch nicht gesehen hat, der befasse sich unbedingt mit diesem Teil der amerikanischen Geschichte. Es geht um Politik und Menschenwuerde, um Geschichtsschreibung von der Gewinnerseite. Robyn Wright spielt die Frau, deren Sohn zu diesem Komplott gehoeren soll, eine Mutter, die ihren Sohn schuetzt, ungeachtet seiner moeglichen Schuld. Dass sich hier der Einzelne dem grossen Geschehen, dem Kampf um Schuld und Schuldige unterwerfen muss, wird von Redford sensibel und passioniert beleuchtet. Wer fuer Gerechtigkeit ist, der findet sie nicht unbedingt im praktizierten Recht, sondern in der meinungsfreien Presse einer noch jungen Demorkratie.

1 comment:

  1. Hangover II: I liked the part when the father in law said the dentist guy was like soft rice for babies and old people.

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