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St.Pete Opera: Händels Oper "Alcina" -  Wechsel-Spiel und Stimmgenuss auf ganzer Linie !

Besprechung von Susanne Nielsen

Die Premiere der SPO - St/ Pete Opera Saison war Haendels Oper Alcina. Mit der stimmgewaltigen Kolleratursopranistin Alexandra Batsios als die alle be- und verzaubernde Hauptfigur Alcina und ihre uns gleich zum Auftakt begegnende Schwester, die Zauberin  Morgana, von Sopran Holly Flack muehelos und besonders im DaCapo bis zu einer Oktave ueber dem hohen C gesungen, triumphiert diese Produktion. 

Ihre wunderbare Stimmornamentik, wie auch die der Gegenparte, alle Hauptfiguren vom Komponisten in den hohen Stimmlagen angelegt, und von Maestro Sforzini bestens besetzt, die warme Tenorstimme von Miles Herr als Oronte und zur Freude der Liebhaber der Barocken Oper, Countertenor Cody Bowers als Alcinas Verehrer Ruggiero! Sie alle passen in ihren vollen  bzw ihren klaren Klangfarben perfekt in die wie auch bei Mozarts Cosi Fan Tutti auf die Hauptfiguren konzentriete Oper. 

Holly Flack (Morgana) empfaengt uns in dieser Inszenierung in einem Partykleid der "Midcentury", das perfekt in die Era der TV Serie Madmen passt, zu einer fantastischen Cocktailparty der 50er Jahre. Das zentrale Thema, so der Buehnenregisseur Matthew Haney, ist die Verwandlung. Und Morgana bezirzt, genauso wie ihre Schwester Alcina, die Menschen um sich, die sie toeten oder in wilde Tiere verwandeln. 

Alle Figuren sind entweder in Masken oder in eine fremde Aera verbannt. Stimmlich oder charakterlich scheinen hier alle im Wechsel zu sein. Man fuehlt sich wie im Sommernachtstraum, und in dieser Produktion kommt das Wechselspiel der erwarteten Stimmlagen als besonderes Spiel, perfekt besetzt, hinzu. 

Der als Mann verkleidete Bradamante (Kirsten McKetchney), - und der statt Haendels verwunschenen Eilands einer Zauberin, eine von Alkohol benebelte Gesellschaft unter der Regie einer emotional getriebenen Gastgeberin, leiten viele Irrungen , die diese Oper bestimmen, ein.

Wie bereits Semele, St Petersburg Operas erste Haendel Inszenierung im Zuge der grossen Renaissance der fruehen Oper der letzten Jahre, versetzt der Regisseur die Handlung hier ebenfalls ins letzte, ins 20te Jahrhundert. Andere Opernhaeuser , die Alcina derzeit (2022/23,2023/24) auffuehren, wie die Coproduktion von New Yorks Met mit der Royal Opera oder jetzt der Inszenierung in Seatle setzen Alcina in eine minimalistische Kulisse mit fantastischen Kostuemen im Stile von Alice im Wunderland, auch die bonner Oper setzt auf Artifice, sodass man sich auf die wunderbaren Arien und deren im DaCapo wiederholten, voller Schnoerkel vorgetragenen Passagen konzentrieren kann. Bei der SPO Inszeneirung berteilt sich die Handlung links und rechts des Orchesters. 

Die hier selbst in eine vergangene Era versetzte Handlung und das Orchester, das unter dem eleganten Maestro Sforzini mittig in einer Art Manege platziert ist, teilt wird  zur Hauptfigur in diesem Drama. Drei Taenzer,  die die Zauberin Alcina umgarnen und die maskierten Figuren, die die in Tiere verwandelten Gaeste darstellen, begleiten die Zauberin geheimnisvoll, lassen das Publikum wie in einem Traum die Handlung und die Arien verfolgen. 

Im Zentrum stehen Haendels wunderschoene Arien, die fuer sich auch konzertant vorgetragen werden koennten, man ist einfach verzaubert von deren Klang, besonders aber von dem Vortrag der Alexandra Batsios, die intensivst Alcinas Erkenntnis mitteilt, dass sie durch ihren Irrtum der Liebe Ruccieros ihre Zauberkraft und auch die Schoenheit, mit der sie ihre Liebhaber in ihren Bann zog, zu verlieren beginnt. 

Holly Flack bringt mit ihrer schauspielerischen Faehigkeit besonders zu Beginn dieser Auffuehrung das Publikum in die Welt Haendels und zieht sie in die Verwechselungen hinein, die zu diesem Stueck gehoeren. Wunderbar, Countertenor Cody Bowers als Ruggiero in seinem Debut an der St.Pete Opera, und mit der noetigen Komik, eine wiederkehrende Caitlin McKetchney (Opera Cowgirls) als Bradamante. In kleineren Rollen, Bass Matthew Anchel als Melisso und eine junge passionierte Brianna Murray in der Hosenrolle als Oberto. 

Eine gelungene Inszenierung dieser Haendeloper, die sich besonders Freunde der fruehen Oper nicht genug anschauen koennen, und solche , die es werden wollen, mit Freude kennenlernen sollten. 

Noch zwei Auffuehrungen: Sonntag 15. Oktober  (Matinee) und Dienstag abend, 17.Oktober, 2023,  stpeteopera.org.